Bericht Symposion GFTP 2025 in Hamburg

 

Das Symposion 2025 in Hamburg hat anlässlich des 30jährigen Jubiläums der GFTP und des 500jährigen Täufergedenkens bereits

           am 19.9. bis 21.9. 2025  stattgefunden.

 Da am 21.9. ab 14:00 Uhr eine große oekumenische Veranstaltung in Hamburg zum 500-Jahr-Täufer-Gedenken stattfand, wurde dieser frühe Symposionstermin gewählt.

Die Tagung der GFTP selbst fand in der EFG Altona statt.

Flyer mit weiteren inhaltlichen und organisatorischen Daten: Flyer hier

 

Der folgende Bericht zum Symposion mit Fotos wurde von Simon Werner verfaßt und ist auf

https://www.befg.de/aktuelles-schwerpunkte/nachrichten/artikel/entscheidungschristentum-erbe-und-potential-taeuferischer-und-anderer-freikirchen-fuer-die-zukunft-der-kirche

 veröffentlicht.

09.10.2025

„Entscheidungschristentum – Erbe und Potential täuferischer und anderer Freikirchen für die Zukunft der Kirche“

Symposion mit hochaktuellen Fragenstellungen für freikirchliche Strukturen heute

In zeitlicher Nähe und innerem Zusammenhang zum Festakt 500 Jahre Täufertum fand vom 19. bis 21. September in der Christuskirche Hamburg Altona ein gemeinsames Symposion der Gesellschaft für Freikirchliche Theologie und Publizistik (GFTP) und des Vereins für Freikirchenforschung  statt. Etwa 70 Interessierte diskutierten historische Perspektiven und (sehr) aktuelle Herausforderungen einer bestimmten Sozialform von Kirche, wie sie den (klassischen) Freikirchen und in Deutschland daneben auch den landeskirchlichen Gemeinschaften zu eigen ist.  

Prof. Dr. Jonathan Reinert (Reutlingen), Prof. Dr. Frank Lüdke (Marburg) und Prof. Dr. Miriam van Veen (Göttingen) beleuchteten die Kategorie der Entschiedenheit im Glauben der Täuferbewegung im 16. Jahrhundert sowie die Bedeutung persönlicher Glaubensentscheidungen in der Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts. 

Prof. Dr. Heinzpeter Hempelmann (Marburg), Prof. Dr. Ralf Miggelbrink (Essen) und Prof. Dr. Oliver Pilnei (Elstal) gingen der Frage nach, welche Rolle „Entscheidung“ und „Entschiedenheit“ heute in Kirche und Gemeinde spielen. Dabei setzten sie vor dem Hintergrund ihrer jeweiligen Konfession -  evangelisch-landeskirchlich, katholisch und baptistisch - sehr unterschiedliche Schwerpunkte. Die Dringlichkeit der Frage welche Bedeutung die Kategorie Entscheidung in unserer Kirche hat, mag mit einer Zahl verdeutlicht sein: Der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden zählt derzeit noch circa 72000 Mitglieder, Knapp 35.000 Mitglieder sind summiert in den letzten 25 Jahren ausgetreten. 

Hochaktuell gerahmt wurden diese Beiträge von den Vorträgen von Prof. Dr. David Gushee (Atlanta, USA) und Dr. Maria Hinsenkamp (Hagen). Mit seinem Vortrag „Believers Churches als Auslaufmodell? – Eine amerikanische Perspektive“ warnte der bekannte baptistische Ethiker David Gushee vor dem Aufstieg eines „trumpistischen post-evangelikalen autoritären reaktionären Christentums“, das sich zunehmend von den Werten der Nachfolge Jesu entferne. Dieses autoritär reaktionäre Christentum befinde sich in einer Säkularisierungsentwicklung hin zu einem post-christlichen Status. Es fehle eine Autorität, die mit gemeinschaftlich organisierter Stimme das Evangelium stark machen und dieser Entwicklung entgegenstehen könne wie es zurzeit vor allem der katholischen Kirche in den Vereinigten Staaten gelinge. Aber gerade in dieser Situation sei die Tradition der Believers Churches und deren Betonung der Nachfolge kein Auslaufmodell. Sie stünden nun vor der Herausforderung, ihre Stimme neu zu finden und ihre Ressourcen zu bündeln, um den „Verwüstungen der aktuellen Regierung“ entgegenzustehen. 

Maria Hinsenkamp präsentierte die Ergebnisse ihrer Forschung unter dem Titel „Kingdom Minded Network Christianity (KiNC) als Herausforderung für etablierte Freikirchen und Zukunftsmodell des Christentums?“. Sie beschrieb, wie neocharismatische Bewegungen den Begriff „Reich Gottes“ mit weltlicher Macht verbinden und damit autoritären Tendenzen Vorschub leisten. Ihre Analyse deckte sich mit den Beschreibungen Gushees zu weiten Teilen.

Mit diesen herausfordernden Gedanken am Ende des akademischen Teils der Tagung waren die Teilnehmenden eingeladen, am Samstagabend an einer musikalischen Veranstaltung im Rahmen der „Nacht der Kirchen“ in Hamburg teilzunehmen, bei der ein Podiumsgespräch Impulse und Inspirationen der Täuferbewegung für die Gegenwart aufgriff.

Zu all dem in Verbindung stand natürlich auch noch der Festakt in der Christuskirche Altona und der Festgottesdienst in der Mennonitenkirche zu Hamburg und Altona, die anlässlich des Gedenkens zu 500 Jahre Täuferbewegung stattfanden. Unter den Gästen war auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Ein Artikel von Simon Werner

 Fotos von Carl Heng Thay Buschmann